"Anders leben" - ein nachhaltiger Ursula-Tag
Was verband die Heiligen Angela und Ursula miteinander, zu denen die Wurzeln unseres Gymnasiums zurückreichen, und was verbindet beide mit unserer Gegenwart? Diese Frage stellte sich uns nicht zum ersten Mal, als wir uns wiederum mit der Vorbereitung des „Ursulatages“ für unsere Schulgemeinschaft befassten. Am 23.10.23 sollte dieser - unmittelbar nach dem Gedenktag unserer Namenspatronin am 21.10. (einem Samstag) – nach den Einschränkungen der Coronazeit als ganztägiger Projekttag für alle Klassen und Kurse stattfinden.
„Anders leben“ war schließlich die verbindende Themenformulierung, die uns in den Sinn kam. Sowohl in der Vita der heiligen Ursula als auch in derjenigen Angela Mericis spielten alternative Lebensentwürfe und das Ausbrechen aus vertrauten, aber nicht lebensförderlichen Strukturen eine zentrale Rolle. Beide Frauen entwickelten der Überlieferung nach eine in ihrem Zeitkontext erstaunliche Entschlusskraft, Kreativität und Beharrlichkeit, mit welcher sie ihre Vorstellungen von einem selbstbestimmten Dasein als Christin verwirklichten.
Dieser Aspekt der Veränderung, der Eröffnung neuer Perspektiven, die Lebensmöglichkeiten in schwierigen oder sogar bedrohlichen Zeiten erschließen, ist uns heute alles andere als fremd. Da wir als Verantwortliche für „Nachhaltigkeit“ an unserem St.-Ursula-Gymnasium mit den Themen, die durch die 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung der UN formuliert werden, recht vertraut sind, kamen uns natürlich sogleich viele Ideen zur Umsetzung des Gedankens „Anders leben“, welche hier verortet sind. Gefallen hat uns aber auch die Offenheit des gewählten Mottos, das viele kreative Deutungen auch in andere Blickrichtungen zulässt.
Die Bitte an alle Teams aus zumeist zwei Kolleginnen und Kollegen, mit jeweils einer Klasse oder einem Kurs ein thematisch stimmiges Projekt zu entwickeln, um den Ursulatag gemeinsam zu gestalten, wurde also von einer auf einer digitalen Pinnwand veröffentlichten Vorschlagsliste begleitet, die aber für alle eigenen Ideen und Entwürfe Raum ließ.
Und die Ideen der verschiedenen Gruppen waren dann ausgesprochen vielfältig! Während manche Klassen der Unterstufe bei Workshops im Düsseldorfer Aquazoo etwa das „Leben in extremen Lebensräumen“ kennenlernten oder im Krefelder Zoo am Bildungsprogramm für nachhaltige Entwicklung teilnahmen, waren andere im Wald unterwegs, wo sie sich durch das „Waldbaden“ in Achtsamkeit übten, Müll einsammelten, Fundstücke für das anschließende Bastelprojekt fanden oder bei Geländespielen ihre Gemeinschaft neu erlebten.
Unterstützt durch das Düsseldorfer RhineCleanUp-Team engagierten sich andere Gruppen bei der Säuberung des Rheinufers, die teilweise erstaunliche Müllfunde ergab. Eine achte Klasse besuchte neben einem Fotoprojekt auch die Ordensgemeinschaft der Franziskaner, die in Düsseldorf etwa eine Armenküche betreibt, eine andere setzte das Thema „Anders leben“ mit einer Schreibwerkstatt und Improvisationstheater im zakk um.
Filmworkshops, auch mit dem Verfilmen eigener Szenen, gehörten zum Angebot in der Jahrgangsstufe neun, ebenso wie ein Projekt zum Thema „Nachhaltige Stadtentwicklung“, in dem eine Klasse die Umsetzung der 17 SDGs in der Düsseldorfer Innenstadt untersuchte.
Zehnte Klassen entwickelten „nachhaltige Start ups“, kochten für arme Menschen im Café Grenzenlos oder fuhren zur Essener Zeche Zollverein, um nachhaltige Wandlungsprozesse im Ruhrgebiet zu erforschen. Und auch in den Kursen der Oberstufe wurde das Thema „Anders leben“ kreativ erschlossen, etwa durch Interviewprojekte in der Altstadt oder die Auseinandersetzung mit der Frage „Wer bin ich und wie werde ich?“.
„Anders leben“ – die Überschrift des Ursulatags war auch Programm: Alle Mitglieder unserer Schulgemeinschaft konnten Schule einmal anders erleben und dabei in ihrem jeweiligen Tun zugleich Lebensalternativen und Möglichkeiten der Veränderung in verschiedenster Weise kennenlernen. Eine Horizonterweiterung, die offenbar von vielen geschätzt wurde.